Mitwirkende:
Nina Stemme (Sopran)
Chor der Wiener Staatsoper (Chor)
Orchester der Wiener Staatsoper (Orchester)
Bis heute ist nicht restlos geklärt, warum gerade Skandinavien, insbesondere Schweden, so viele große Wagner-Sängerinnen hervorgebracht hat:
C 937 171 BNeben der Norwegerin Kirsten Flagstad etwa die Schwedinnen Birgit Nilsson, Catarina Ligendza, Katarina Dalayman und Nina Stemme. Letztere gehört heute zur raren Spezies hochdramatischer Sopranistinnen, die ein leuchtend sinnlich strahlendes Organ gleichermaßen besitzen wie Intelligenz der Gestaltung und große Bühnenpräsenz. Ihre großen Wagner-Partien hat Nina Stemme nicht zuletzt an der Wiener Staatsoper gesungen: Senta, Sieglinde, die drei Brünnhilden im „Ring des Nibelungen“ und Isolde – zumeist in Aufführungen, die Franz Welser-Möst dirigierte.
An den verschiedensten Häusern zwischen Bayreuth, Zürich und Wien war und ist Nina Stemme DIE Isolde. Zwei Ausschnitte einer Aufführung vom 13. Juni 2013 zeigen zum einen die stolze, tiefe verletzte irische Prinzessin im Dialog aus dem ersten Aufzug mit der Brangäne von Janina Baechle, zum anderen die bereits der Welt abgewandte Liebende im schwebend exstatischen „Mild und leise wie er lächelt“.
Bei Orfeo ist der komplette erste Aufzug der „Walküre“ in einer Aufführung vom 2. Dezember 2007 mit Nina Stemme, Johan Botha und Ain Anger bereits erschienen. Nun kann man die zentrale Szene Siegmund-Sieglinde aus dem 2. Aufzug nachhören: An der Seite des charismatischen, so früh verstorbenen Heldentenors ist Stemme als Sieglinde eine von Leidenschaft aufgewühlte Frau, der die – erotische – Befreiung zugleich Seligkeit verschafft und panische Angst um den geliebten Zwilligsbruder.
Etwas von dieser Ambivalenz besitzt auch ihre Senta: Das Wiener Debüt der Wagner-Sängerin Stemme fand am 5. Dezember 2003 unter Leitung von Seiji Ozawa statt: Die Ballade atmet eine gefährliche Jungmädchen-Schwärmerei, während im Duett mit dem Holländer von Falk Struckmann lange verdeckt gehaltene Gefühle aufbrechen.
Kern der Wagner-CD mit Nina Stemme ist die gut halbsstündige Schlussszene des „Siegfried“ in einem Mitschnitt vom 27. April 2008. Die gerade vom Titelhelden (Stephen Gould) erweckte Brünnhilde erlebt die verschiedensten Stufen des erotischen Erwachens, hin- und hergerissen zwischen den Erinnerungen und Gefühlen einer weisen Wotanstochter, dem jungen, unbedarften, ganz seinen Trieben lebenden jungen Mann, der sie körperlich und seelisch bedrängt, und den in ihr aufkeimenden Empfindungen einer jungen Liebenden. Stemme findet dafür verschiedenste Klangfarben und Ausdrucksnuancen: Vom geblendeten „Heil Dir Sonne“ über das verhaltene „Ewig war ich, ewig bin ich“ und die Anrufung des „herrlichen Knaben“ bis hin zum strahlend-fatalistischen „Leuchtende Liebe, lachender Tod!“
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